Ein süßer Hype für den Sommer
Süße Sandwiches? Was auf den ersten Blick nach einem kulinarischen Widerspruch klingt, hat sich in den letzten Wochen zum absoluten Food-Trend gemausert. Vor allem das Erdbeer-Sandwich sorgt aktuell für Furore – zuerst in Japan, dann in Großbritannien, nun auch in deutschen Social-Media-Feeds. Bei den diesjährigen Wimbledon Championships erlangte die ungewöhnliche Süßspeise neue Aufmerksamkeit. Die britische Supermarktkette Marks & Spencer (M&S) hat das Sandwich sogar als saisonales Produkt eingeführt – mit beachtlichem Erfolg. Doch woher kommt der Trend, was macht ihn besonders, und wie schmeckt das Ganze eigentlich?
Von Japan nach Europa: Die Herkunft des Erdbeer-Sandwichs
Die Wurzeln des Trends liegen nicht in England, sondern in Japan. Dort sind sogenannte fruit sandos – Obst-Sandwiches mit süßer Cremefüllung – seit Jahrzehnten ein beliebter Snack. Die Kombination aus luftigem, weichem Milchbrot (Shokupan), geschlagener Sahne oder Frischkäse und frischem Obst, meist Erdbeeren oder Kiwi, erfreut sich vor allem in Convenience-Stores und Cafés großer Beliebtheit. Ästhetik spielt dabei eine große Rolle: Die Sandwiches werden oft so geschnitten, dass die Früchte in symmetrischen Mustern erscheinen.
Dieses Konzept wurde nun nach Europa importiert – mit einer britischen Note. Im Sommer 2025 machte M&S in Großbritannien Schlagzeilen mit der Einführung ihres „Red Diamond Strawberry & Cream Sandwich“. Frische Erdbeeren der Sorte „Red Diamond“, eine Creme aus Frischkäse und Crème fraîche sowie zwei weiche Toastscheiben – fertig ist die Wimbledon-Version des japanischen Klassikers. Die Verbindung zu Wimbledon ist kein Zufall: Erdbeeren mit Sahne gelten seit dem 19. Jahrhundert als ikonischer Turnier-Snack. Nun feiert die Kombination ihr Comeback – neu interpretiert.
Wimbledon als Bühne für den Erdbeer-Hype
Dass der Trend gerade jetzt seinen Durchbruch feiert, liegt auch an der medialen Präsenz während des Tennisturniers in Wimbledon. Schon lange sind Erdbeeren und Sahne dort ein fester Bestandteil der Gastronomie. Laut Veranstalter werden jährlich über 190.000 Portionen Erdbeeren verkauft – ein Kult, der durch das neue Sandwich einen modernen Anstrich erhält.
Besonders Aufsehen erregte die Entscheidung von M&S, das süße Sandwich zu launchen. Schon wenige Tage nach Verkaufsbeginn war das Produkt in zahlreichen Filialen ausverkauft. Auch andere Ketten wie Subway zogen nach – dort gab es testweise ein eigenes „Strawberries & Cream“-Sandwich, allerdings nicht als süße Variante, sondern als Dessert-Roll.
Was steckt drin? Geschmack und Zutaten
Was zunächst ungewöhnlich klingt, entpuppt sich beim Probieren als überraschend harmonisch. Die Kombination aus frischen Erdbeeren, einer leichten Cremefüllung und fluffigem Weißbrot erinnert eher an ein Dessert als an ein typisches Sandwich. Das Original von M&S setzt auf folgende Zutaten:
- Zwei Scheiben süßliches Toastbrot (Brioche-Charakter)
- Frischkäse-Crème-fraîche-Creme mit Vanillenote
- Frische Erdbeerscheiben, bevorzugt „Red Diamond“
- Ein Hauch Zucker zur Verstärkung der Süße
Der Geschmack ist leicht, cremig, fruchtig – und perfekt für warme Sommertage. Kritiker bemängeln mitunter die kleine Portion im Verhältnis zum Preis (ca. £2.80) oder empfinden das Ganze als zu süß für ein echtes Sandwich. Dennoch: Die Mehrheit der Käufer ist begeistert. In britischen und deutschen TikTok-Videos häufen sich Aussagen wie „unexpectedly good“ oder „ich hätte nicht gedacht, dass ich das liebe“.
Social-Media-Power: TikTok macht das Sandwich groß
Der eigentliche Hype wurde nicht im Supermarkt, sondern auf TikTok und Instagram entfacht. Hashtags wie #strawberrysandwich
, #fruitsando
oder #summersnack
erzielen Millionenreichweiten. Besonders beliebt: Unboxing-Videos, bei denen das Sandwich aufgeschnitten wird, um die dekorativ arrangierten Erdbeeren sichtbar zu machen. In Berlin hat etwa das Café „Yume“ mit japanisch inspirierten Obst-Sandwiches zahlreiche Follower gewonnen.
Influencerinnen und Foodblogger verbreiten Rezepte und regen zum Nachmachen an. Das Ergebnis: Ein süßer DIY-Trend, der sich auch außerhalb von Cafés etabliert. Erste Supermärkte in Deutschland testen mittlerweile ähnliche Produkte in Eigenmarken.
Kulturelle Bedeutung: Erdbeeren als Symbol
Warum gerade Erdbeeren? Die Antwort liegt sowohl im kulinarischen als auch im emotionalen Bereich. Erdbeeren sind nicht nur geschmacklich beliebt, sondern auch ein Symbol für Sommer, Frische und Unbeschwertheit. In Kombination mit Sahne oder Creme lösen sie nostalgische Gefühle aus – von Kindheitserinnerungen bis zu britischen Picknicks im Park.
Das Erdbeer-Sandwich bringt diese Assoziationen in eine neue Form. Es ist tragbar, schnell zu konsumieren, leicht zu teilen – perfekt für das visuelle Zeitalter. Die Japaner wussten das längst, nun holen sich auch westliche Märkte diesen besonderen Genussmoment zurück.
Rezeptideen zum Selbermachen
Wer das Trend-Sandwich zu Hause ausprobieren möchte, hat viele Möglichkeiten. Hier drei Rezepte – von klassisch bis experimentell:
1. Klassisches Erdbeer-Sandwich (Japanischer Stil)
- 4 Scheiben Shokupan oder weiches Toastbrot
- 200 ml Schlagsahne
- 2 TL Zucker
- 10 frische Erdbeeren
Zubereitung: Sahne mit Zucker steif schlagen. Erdbeeren halbieren. Brot entrinden. Eine Brotscheibe mit Sahne bestreichen, Erdbeeren mittig anordnen, weitere Schicht Sahne, zweite Brotscheibe obendrauf. In Frischhaltefolie einwickeln und 30 Minuten kühlen. Danach diagonal durchschneiden.
2. Britische Wimbledon-Variante mit Frischkäse
- 2 Scheiben Brioche oder weiches Toast
- 50 g Frischkäse
- 1 EL Crème fraîche
- 1 EL Puderzucker
- 8 Erdbeeren in Scheiben
- 1 Prise Vanillezucker
Zubereitung: Frischkäse, Crème fraîche und Puderzucker glatt rühren. Mit Vanillezucker verfeinern. Auf Toastscheibe streichen, Erdbeeren darauf verteilen, zweite Scheibe auflegen. Kühlen oder sofort servieren.
3. Vegane Variante mit Kokoscreme
- 2 Scheiben veganer Toast oder Soja-Brioche
- 100 ml gekühlte Kokosmilch (fester Teil)
- 1 EL Ahornsirup
- 10 Erdbeeren
Zubereitung: Kokosmilch aufschlagen, mit Ahornsirup süßen. Auf Toast streichen, Erdbeeren platzieren, zweite Toastscheibe oben drauf. Besonders lecker mit etwas Minze als Topping.
Chancen für den deutschen Markt
Die Frage, ob sich das Erdbeer-Sandwich langfristig in Deutschland etablieren kann, ist offen – aber die Zeichen stehen gut. Gerade zur Erdbeersaison könnten Bäckereien und Cafés das Produkt als sommerliche Alternative zum klassischen Kuchen etablieren. Auch auf Streetfood-Märkten oder Festivals wären süße Sandwiches ein echter Hingucker.
Besonders spannend ist der DIY-Charakter: Wer eigene Sandwiches gestaltet, kann kreativ werden – mit Heidelbeeren, Mango oder Kiwi, mit Matcha-Creme oder Nussmus. Die Basis bleibt: weiches Brot, süße Creme, frisches Obst.
Fazit: Ein Sandwich, das die Grenzen sprengt
Das Erdbeer-Sandwich ist mehr als nur ein viraler Trend. Es steht für die Verschmelzung von Kulturen, für die Macht der Ästhetik im digitalen Zeitalter und für die Lust an verspielter Kulinarik. Was als japanischer Convenience-Snack begann, wurde durch Wimbledon und TikTok zu einem globalen Food-Phänomen.
Ob als Sommertreat, Frühstücksinnovation oder Instagram-Star – das Erdbeer-Sandwich hat das Potenzial, mehr zu sein als ein kurzlebiger Hype. Wer es probiert, merkt schnell: Süßes darf auch zwischen zwei Brotscheiben zuhause sein.
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